75 Jahre Otfried Culmann (11.03.1949)

Otfried Culmann

45 Jahre Galerie Culmann

Vor 10 Jahren beginn mit dem Errichten von CULMANNS TRAUMGARTEN

Vor 30 Jahren Gründung des ZENTRUMS DER PHANTASTISCHEN KÜNSTE e.V. in Rolandseck 

25 Jahre LABYRINTE - Gesellschaft für phantastische und visionäre Künste e.V. in München

100 Jahre Surrealistisches Manifest von A. Breton in Paris

 

Wie ist es gekommen, daß du Künstler geworden bist?

Ich habe schon früh viel gezeichnet und als es darum ging, welchen Beruf ich ausüben könnte, wurde mir vorgeschlagen Gebrauchsgrafiker zu werden, denn dabei verdient man Geld und als freischaffender Künstler war das immer sehr schwierig. Deshalb ging ich an die Meisterschule in Kaiserslautern, wo es eine Abteilung für Grafische Zeichner gab. Dort bekam man verschiedene graphische Techniken und Schriftschreiben beigebracht, was sich aber mit der Zeit als vollkommen überholt heraus stellte, denn das, was wir dort lernten, wurde inzwischen mit Fotografie und Lichtsatz gemacht. Die Lehrer spulten jedes Jahr das gleiche Lernprogramm wie im Schlaf ab, bis die Schüler rebellierten und darauf hinwiesen, dass der Beruf des Grafischen Zeichners in der Art wie hier gelehrt wurde überholt war und dass man inzwischen andere Techniken als Gebrauchsgrafiker benötigte. Als ich darauf hinwies, dass für uns Werbepsychologie wichtiger wäre als ein Unterricht mit Wurzelziehen und technischem Zeichnen, bekam ich umgehend einen Rüffel. Im letzten Jahr, als ich noch dort war, hatten wir auch noch dafür gestreikt, dass aus der Abteilung eine Werkkunstschule werden müsste, was dann auch erfolgte, aber dann wurde später alles nach Mainz und Trier verlagert. Da war ich schon in München.

Kamst du in Kaiserslautern auch mit der freien Kunst in Kontakt? 

An der Meisterschule angeschlossen war eine große Pfalzbibliothek, wo ich mir viele Kunstbücher auslieh und daneben war die Pfalzgalerie, wo ich mir fast wöchentlich Ausstellungen ansah. Unter Prof. Wilhelm Weber als Pfalzgaleriedirektor gab es ein regionales und ein überregionales Ausstellungsprogramm, bei dem auch der Surrealismus und die Phantastische Kunst vertreten waren, was mich besonders interessiert hat, weil die meine Phantasie ansprachen. Die Pfalzgalerie und die Meisterschule gehören zum Bezirksverband Pfalz. Kaiserslautern selbst hatte damals keine eigenen Ausstellungsräume für die Kunst. An der Meisterschule war Helmut Göring für freies Zeichnen zuständig und der war ein Schüler von dem Surrealisten Karl Kunz. Göring machte auch selbst Grafiken im Bereich der Phantastischen Kunst und brachte uns den Surrealismus nahe. Hinzu kam, dass der Surrealist Edgar Jené bei uns Radierungen druckte, wobei ich ihm half Er erzählte mir aus seiner Zeit, als er bei den Surrealisten, bei André Breton in Paris und bei den Phantasten in Wien war. Jené brachte die surrealistischen Manifeste von André Breton 1945 von Paris nach Wien und war dadurch zusammen mit Paris Gütersloh eine wichtige Person bei der „Wiener Schule des Phantastischen Realismus“. Ich hatte Jené auch später in Frankreich in Burgund besucht, zumal ich mich schon damals für den klassischen Surrealismus um André Breton interessierte.

Kannst du das genauer erklären?

André Breton (1896 – 1966) hatte zwar Medizin studiert, war aber Dichter und Leiter der Surrealistengruppe in Paris. Er brachte 1924 das „Erste Surrealistische Manifest“ und 1929 das „Zweite Surrealistische Manifest“ heraus, von dem ich eine Originalausgabe besitze. Ihm ging es dabei nicht nur um die Kunst sondern um eine Revolution des Geistes im Hinblick, dass der Mensch nicht den Menschen unterjocht, es ging um die Freiheit des Menschen. Deshalb habe ich mich nicht nur auf meine Bilder konzentriert, sondern mich auch gegen die „Entmündigung der Künstler“ gewehrt, worüber Prof. Jürgen Weber 1981 ein hochinteressantes Buch veröffentlichte, das so brisant war, dass er Mühe hatte, einen Verlag dafür zu finden. Er hatte z.B. extra in Braunschweig einen Studenten abgestellt, der aus allen Zeitungen Artikel über die Kunst ausschneiden und sammeln musste, um so Strukturen der Manipulation offen zu legen. So hatte er festgestellt, dass nicht wenige Kunstfunktionäre, die in der Zeit des Nationalsozialismus eine leitende Funktion in der Kultur hatten, jetzt auch wieder – aber als Kämpfer für die Avantgarde und Abstraktion auftraten- siehe u.a. Haftmann!

Wie ist das zu verstehen?

Wenn du auf der Kunstszene nicht irgend ein Beziehungsnetzwerk hast, ist es schwer, dort Fuß zu fassen. Das fängt schon damit an, dass du Galeristen brauchst, die deine Kunsttendenz vertreten und wenn du die hast, musst du hoffen, dass sie sich entsprechend für dich engagieren. Im Inland kannst du dich über Galerien gut informieren, aber im Ausland wird das schwierig. Wenn man im Ausland ausstellt, dann hört sich das bei uns gut an, aber man muss wissen, wie seriös die Galerie ist oder welch einen Aufwand man dabei hat und welche Unkosten bei solch einer Ausstellung anfallen. Ich weiß von Galeristen, die plötzlich mit den Bilder verschwanden, von Ausstellungen, wo am Schluss die Kollegen Monate nach ihren Bilder suchen mussten. Du kannst auf der ganzen Welt in Großstädten ausstellen, wenn du dafür bezahlst! Mir ist bewusst, dass die Galerie auch ihre Unkosten hat, aber der Künstler hat ja auch lange für seine Bilder gearbeitet und Miete für sein Atelier bezahlt. Ich konzentriere mich in letzter Zeit mehr auf unsere Galerie, da muss ich keine weiten Wege fahren. Dann gibt es Galerieverbindungen oder Kunstkartelle, die bestimmte Kunsttendenzen und Künstler lancieren. Ich möchte ein Beispiel geben: Gerhard Richter und Sigmar Polke gehören zu den teuersten Künstlern auf der internationalen Kunstmarktszene. Ich habe von beiden große Ausstellungen gesehen und wenn ich mich an die Reaktion der Ausstellungsbesucher erinnere, so sieht Begeisterung für solch eine Kunst anders aus! Was ich damit sagen will: In den Ausstellungen und Museen hängen nicht selten Bilder, die oft nur ein kleiner spezifischer Kreis anspricht. Interessant ist, dass der Kunsthistoriker Werner Schmalenbach, der auch eine ganze Reihe bedeutender Kunstinstitute leitete, sagte: „Beuys ist ein Spinner. Das ist kein Künstler. Er ist einfach nichts!“ und zu Gerhard Richter meinte er; „Er kann nichts. Das ist keine Malerei.“ Im Bereich der Kunst ist eben nichts in Stein gemeißelt, sondern es können auch bei der „Oberliga“ die Meinungen weit auseinander gehen.

Welche Ausstellungen haben dich besonders beeindruckt?

Ganz entscheidend war 1967 die Ausstellung „LABYRINTHE - Phantastische Kunst vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart“ in Baden-Baden. Sie hatte mich so tief beeindruckt, dass ich sie später, als ich die „art-imaginär“ im Kulturzentrum HERRENHOF Neustadt-Mußbach organisierte, als Vorbild nahm. Man muss auch sagen, dass in dieser Zeit die Phantastische Kunst in vielen Kunstvereinen gezeigt wurde, weil viele Kunstinteressenten einfach keine abstrakte Kunst mehr sehen wollten, wohl zum Entsetzen von Museumsleitern, die ganz anderen Kunsttendenzen folgten. Ich erinnere an weitere Ausstellungen wie „Reiche des Phantastischen“ 1968 in Recklinghausen oder „Imagination“ 1978 im Museum Bochum. Ich fuhr auch 1967 nach Nürnberg zur „ars phantastica“ und 1968 nach Wien, um die Ausstellung „Die Entstehung der Wiener Schule“ im Künstlerhaus zu sehen. Ich war sogar in Paris um u.a. André Breton zu treffen, doch der war leider schon gestorben. Als ich hörte, dass der Surrealist Mac Zimmermann eine Klasse an der Akademie in München hatte, die einzige Klasse für Phantastische Kunst bundesweit, in der altmeisterliche Techniken angewendet wurden, habe ich mich umgehend bei ihm eingeschrieben und bin 1968 nach München gegangen. 1969 besuchte ich Dali in Spanien, das war noch vor der viel beachteten Dali-Ausstellung 1971 in Baden-Baden, die zum Entsetzen mancher Kunstkreise eine unfassbar hohe Besucherzahl erreichte. 

Hattest du auch andere Ausstellungen gesehen, wie von der Gruppe ZERRO, Beuys, Penk, Baselitz, Lüpertz, Polke usw. ?

Den „Deutschen Kunstpreis der Jugend für Malerei“ 1966 in Baden-Baden habe ich mit großem Interesse gesehen und die Künstler, die du nennst, waren dort auch vertreten, aber sie waren damals noch nicht so bekannt, eher regional in Düsseldorf, Köln oder Berlin. Baselitz hatte sogar 1972 in der Pfalz in Neustadt-Mußbach ein Atelier und seine Anhänger sollen dort schon gesagt haben, dass er der große Künstler der Zukunft werden würde. In der Pfalz hatte man ihn aber weder gekannt, noch hatte er dort eine Rolle gespielt oder ausgestellt. Ich habe mir die Mühe gemacht ca. 70 Interviews von Künstlern, Galeristen und Ausstellungsmachern unter „Café Deutschland - Im Gespräch mit der ersten Kunstszene der BRD“ vom Städel – Museum im Internet zu lesen, wo man viele Hintergrundinformationen bekommt, zumal die Interviewten sich über Kollegen, Ausstellungsmacher, über die Documenta und Vorgänge auf der Kunstszene sehr frei äußern, was sie in offiziellen Texten nie so gemacht hätten. Da kommen fast immer die 10 gleichen Künstlernamen vor, welche immer mehr die nationale und internationale Kunstszene beherrschten, inklusive ihrer rührigen Galeristen, als wenn es nicht noch andere ganz hervorragende Künstler gegeben hätte. Es war das Verdienst von Prof. Wieland Schmied, Maler des Surrealismus (Magritte, Oelze, Chirico usw) in der Kestner-Gesellschaft in Hannover auszustellen, und als er Künstler der Phantastischen Kunst dort zeigte, sahen das nicht wenige Ausstellungsmacher als eine Verirrung an. Wieland Schmied hat übrigens eine umfassende Dokumentation „200 Jahre Phantastische Kunst“ verfasst! Ich war mehrere Tage in Iserlohn bei einem Max-Ernst-Meeting mit ihm zusammen. 

Woher kam diese Ablehnung der Phantastischen Kunst?

Nach 1945 gab es den Ost-Westkonflikt. Die Russen hatten in Berlin schon ein Kulturprogramm, was die Amerikaner dann auch haben wollten, weshalb der CIA Alfred Barr vom Modern- Art-Museum in New York fragte, was sie dagegen stellen könnten und der sagte, dass das die abstrakte Kunst sei, die vollkommen frei von Inhalten sei und damit auch als Symbol für den freien Westen angesehen werden könne. In Paris hatte der CIA dann einen verdeckten Stützpunkt und hauptsächlich über die Amerika-Häuser, aber auch durch finanzierte Ausstellungen, Kataloge und aufwändige Kulturmagazine wurde dann die abstrakte Kunst als die Kunst des freien Westens propagiert, während realistische, ja selbst surrealistische Malerei abgelehnt, oder nicht gefördert wurde. Hierzu gibt es ausführliche Literatur wie „Wer die Zeche zahlt“ und Videos wie „Benutzt und gesteuert – Künstler im Netz der CIA“ im Internet, oder die Ausstellung „Parapolitik – Die Kunstmäzene von der CIA.“ Wer realistisch malte, hatte da wenig Chancen, auch wenn es sur-realistisch war. Bei der „documenta 2“ wurde der Surrealismus übergangen und die wenigen Bilder von Magritte und Delvaux wurden dort geradezu versteckt. Armin Zweite sagte sogar überspitzt: „Sie hingen dort praktisch auf dem Klo!“ Von Arik Brauer erfuhr ich, dass die „Wiener Schule des Phantastischen Realismus“ auf Ablehnung der österreichischen Regierung stieß, obwohl diese weltweit mit großem Erfolg ausgestellt wurde. Österreich wollte weg von der Welt von Mozart und der Wiener Romantik und ein anderes „moderneres“ Bild nach außen geben. Dann muss man bedenken, dass Künstler der Phantastischen Kunst eher Außenseiter sind, die sich nicht nach Kunsttendenzen orientieren, sondern nach ihren Träumen und Visionen. Es hatte sich in Europa in der Zeit zwischen 1925 und 1940 herumgesprochen, dass es in Paris Surrealisten gab, die sich für solch eine Malerei interessierten und dann kamen Phantasten aus ganz Europa dort zusammen, die immer wieder miteinander ausstellten Wenn ich mich richtig erinnere, ist von den heute weltbekannten Künstler (von Dali bis Max Ernst, Magritte bis Brauner) niemand in Paris geboren. In Deutschland bekamen auf der einen Seite durch den Aufmarsch der Abstrakten um 1950 die Phantasten eine überwältigende Konkurrenz, zumal auch ein informeller Maler weniger Kunstfertigkeit haben muss wie jemand, der realistisch malt. Auf der anderen Seite, als es dann später einige Phantastengruppen gab, fehlte ein herausragender Mentor, der es verstand, diese in große Ausstellungen zu fassen und diese als Kunsttendenz zu propagieren. Immerhin kam 2021 im Panaorama-Museum in Bad Frankenhausen die umfassende Dokumentation „Surrealismus in Deutschland“ mit surrealistischen Klassikern heraus. Man muss aber auch sagen, dass die Surrealisten, die nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht fast alle aus Europa geflohen waren, es nach dem Krieg schwer hatten in Paris wieder Fuß zu fassen, weil sich auch dort die Situation geändert hatte. Trotzdem gibt es seit dem fast jedes Jahr irgendwo eine große Ausstellung bei der die surrealistischen Klassiker vertreten sind.

Du hast immer wieder versucht deutlich zu machen, daß es nicht nur einen Minimalismus, sondern auch einen Maximalismus in der Kunst gibt, kannst du uns hierzu etwas sagen?

 

Es gibt im Kunstbereich den Spruch: „Weniger ist mehr!“ d.h. daß man die Bildaussage konzentriert reduzieren soll und daß dadurch das Bild oder die Plastik im minimalen Bereich das höchste Maß an Wirkung erreicht. Bei der Bild- und Plastikaussage fällt alles Unwesentliche weg. Dagegen ist nichts einzuwenden, wenn tatsächlich eine Steigerung erzielt wird. Diese Formel wurde nicht selten zu einem Dogma erhoben. Edgar Ende polemisierte dagegen: „Dann ist gar nichts alles!“ Tatsächlich gibt es Fälle wo so vieles weggelassen wurde, daß wir es hierbei nicht nur mit einer -Kunst am Nullpunkt- zu tun haben, sondern dieser Grenzbereich schon überschritten wurde, sodaß wir es eigentlich mit keiner Kunst mehr zu tun haben. 

Kannst du Beispiele nennen!

Der Bildhauer Franz Bernhard gehört ganz klar zu den minimalistischen Künstlern, welche die Figur so reduzieren, daß bei ihm eine „Liegende mit weißem Kopf“ aus einem länglich geschmiedeten Eisenstück mit einem weißen angestrichenen Holzteil besteht. Bei der Malerei kann man Mondrian und seine Epigonen nennen.
Zum Bereich des Maximalismus gehören hingegen Plastiken wie von Gernot Rumpf und Eberhard Linke. Sie reduzieren nicht, sie expandieren! Das ist auch eine Vorgehensweise bei der Phantastischen Kunst, wie auch bei vielen art-brut-Künstlern, deren Bilder und Plastiken geradezu wuchern. Ihre Phantasie ist ungezähmt und wenn sie sich dabei einschränken, dann nur deshalb, weil die Technik, die Größe, das Material sie dazu zwingt. Als Beispiele wären beim Film Federico Fellini, beim der Literatur Jan Graf Potocki „Die Handschrift von Saragossa“, bei der Musik Klaus Schulze (Godfather of Technico) zu nennen.

Du bist dann 1968 nach München gegangen!

In Kaiserslautern kannte ich zwar einen Restaurator, der mir einige Tipps für die Ölmalerei gab. In München wollte ich dann bei Prof. Mac Zimmermann meine technischen Kenntnisse vertiefen und hoffte, bei den Mitstudenten Brüder und Schwestern im surrealistischen Geiste zu finden.

Wie war das dann in München?

Ich hatte den Vorzug, dass ich in der Villa und dem Museum des ehemaligen Jugendstilmalers Franz von Stuck eine Nebenbeschäftigung als Hausmeister erhalten hatte und auch in der Villa wohnte. Im Haus waren auch das „Modern- Art- Museum unter dem Patronat von Gunter Sachs und weitere Galerien, wo ich gelegentlich aushalf. Dann war ich auch ständig zu Ausstellungen in Galerien und Museen unterwegs, aber ich kam in einer unglücklichen Zeit. Die Akademie war noch aufgewühlt von den Demonstrationen der Notstandgesetze. Ich war von Prof. Zimmermann damals als Einziger aufgenommen worden und war da irgendwie isoliert, wobei ich auch feststellte, dass ich mehr vom Surrealismus verstand als meine Mitstudenten, unter denen aber einige waren, deren Bilder ich sehr interessant fand. 

Du bist dann 1970 an die Akademie nach Stuttgart gegangen.

Ich hatte nach der Stuck-Villa mein Atelier in München im Westend in der Bergmannstraße mit Dietmar E. Hofmann aus Kaiserslautern zusammen. Wenn ich von dort mit der Straßenbahn zur Akademie fuhr, war das endlos, weil die an jeder Straßenkreuzung halten musste. Hinzu kam, dass es in der Akademie ständig irgend welche Vollversammlungen und Unruhen gab und ich dort vorerst keinen Horizont sah. Immerhin hatte ich schon Kontakt und einen Vertrag mit der Galerie von Dr. R.P. Hartmann in München, der im Bundesgebiet eine der größten Galerien für Surrealismus hatte und der viele meiner Druckgrafiken bundesweit, auch auf Kunstmessen, vertrieb. Mit Mac Zimmermann hatte ich mich gut verstanden, aber die Atmosphäre an der Akademie fand ich grauenhaft. In Kaiserslautern an der Meisterschule hatte ich Bernd Kastenholz aus Hasloch kennengelernt. Der war zu der Zeit in Stuttgart an der Akademie und bei dem war noch ein Zimmer frei. Er war in der Klasse von Prof. Brudi, der eigentlich ein Gebrauchsgrafiker war. Aber die waren drucktechnisch sehr gut eingerichtet und dort herrschte eine ganz andere Atmosphäre als in München, wo die Akademie immer mehr im Chaos versank. 

Du gingst dann später nach München zurück.

Als dort wieder mehr Ruhe eingekehrt war, ging ich mit meiner Frau Gabriele von 1973 bis 1976 wieder nach München zu Mac Zimmermann, wo ich auch dessen Meisterschüler wurde.

Danach gingst du aber wieder in die Pfalz zurück. Was war die Ursache?

Wir fuhren in der Zeit immer zwischen München und der Pfalz hin und her und unser Appartement am Harras wurde für uns zu klein. Da war die Frage, was machen wir? In München hätten wir zur Kunstszene leichter Kontakt gehabt, aber in der Pfalz waren die Wohnungen nicht so teuer. Viele Künstler haben zwar ihre Galerie in Städten, leben aber auf dem Land, wo es billiger und oft schöner ist. Auch wollte das Kultusministerium in Mainz, dass die Künstler nicht nur außerhalb des Landes studierten und dort blieben, sondern auch wieder ins Land zurück kämen, was man auch fördern wollte.

Wie war die Situation für die Kunst in der Pfalz?

Eigentlich war sie eher erschreckend! Privatgalerien gab es keine, oder sie waren erst im Kommen. Max Slevogt, Otto Dill, Hans Purrmann und Rolf Müller-Landau waren die bekannten Künstler der Region, aber die waren schon tot. Dann gab es noch die Arbeitsgemeinschaft Pfälzer Künstler = APK, da waren querbeet alle Künstler drin. Die „Pfälzische Sezession“ die sich von der APK abheben wollte und sich wohl an der École de Paris orientierte, war nach dem Tod von Rolf Müller-Landau eingeschlafen. Vorher gab es noch Heinrich Zügel (1850 – 1941), der in München eine Professur hatte und für seine Malerei die Landschaft, Kühe und Schafe bei Wörth entdeckte und im Sommer hierher zum Malen kam. Dort hatten sich Zügel-Freunde zusammengefunden, was zu uns jungen Künstlern nicht passte, weshalb ich und einige Künstler aus der Pfalz die Gruppe „Phönix-Omnibus“ gründeten, eine Ausstellungsgemeinschaft ohne spezifische Ideologie. Immerhin gab es damals eine ganze Reihe junger Ärzte die sich für Kunst interessierten und auch Kunst kauften. Ich muss sagen, dass ich in der Hinsicht so Erfolg hatte, dass ich nur freie Kunst machen und mit meiner Familie auch davon leben konnte. Normalerweise können das nur ca. 2 % der Künstler die von der Akademie abgehen. In Jockgrim gab es dann das Zehnthaus, in Landau die Villa Streccius, in Speyer den Kunstverein und in Neustadt-Mußbach den HERRENHOF. Später gab es dann die Kunstmesse „kunst-direkt“ in Pirmasens und Mainz was eine gute Idee war, denn dort konnte man das ganze Kunstspektrum von Rheinland-Pfalz sehen. Doch leider wurde unsere Hoffnung in der Hinsicht enttäuscht, denn es gab zwar immer mehr Messebesucher, aber einfach nicht genügend Kunstkäufer und es lohnte sich nicht, sich weiter daran zu beteiligen. 

Wann bist du wieder in die Pfalz gekommen?

1977 nach meinem Villa Massimo-Stipendium. Ich konnte in der Südpfalz mein Geburtshaus, ein ehemaliges Pfarrhaus erwerben und habe dort neben Wohnräumen, auch Werkstätten, Atelier, Galerie und später unseren Traumgarten eingerichtet, zu dem inzwischen aus der ganzen Welt Besucher kommen. Der Garten ist in unserer Region schon einen große Sensation! 

 

Wo hast du ausgestellt?

Ich habe etwa 100 Einzelausstellungen gemacht und war an ca. 300 Gruppenausstellungen beteiligt. Bilder von mir hingen z.B. im Mittelrheinischen Landesmuseum, waren bei der Ouadriennale in Rom, bei zwei Ausstellungen vom Deutschen Künstlerbund, ich war viele Jahre bei der „Großen Münchner“ im Haus der Kunst vertreten. Bilder von mir sind sind im Besitz einer ganzen Reihe von Kunstinstituten u.a. in der Graphothek in Berlin und der Albertina in Wien. Alleine durch die Ike-und Berthold-Rolandstiftung gingen Radierungen an die Institute: Oxford Kafka Research Centre,  Department of Germanic Studies der University of Copenhagen, La Cité du Vin - Fondation pour la culture et les civilisations du vin, Goethe-Museum Düsseldorf, Goethe-Museum in Frankfurt, Goethe-Museum Rom,  Franz Kafka- Museum Prag, Graphic Arts Collection der Princeton University, New Jersey. Museo National de Historia Natural Santiago de Chile, Südamerika, Historisches Museum Speyer, Museum Rockenhausen, Department of Philosophy, De Paul University, Chicago, Illinois, USA.
    Man muss aber auch sagen, dass man es sehr schwer hat in Museen eine Einzelausstellung zubekommen, wenn man solche Bilder malt wie ich und andere Phantasten, denn viele der Museumsleiter haben sehr subjektive, spezifische Vorstellungen von aktueller Kunst und die lassen sich auch oft nicht in die Karten schauen. Ich möchte nur an DADO erinnern, den ich als den bedeutendsten Phantasten im letzten Jahrhundert bezeichne. Dessen Bilder und Zeichnungen werden zwar immer wieder in der ständigen Sammlung vom Centre Pompidou in Paris gezeigt, doch ihn kennen nur einige Insider. Ebenso ist es mit Garouste, der in Frankreich als einer der bedeutendsten Künstler unserer Zeit genannt wird und der bei uns praktisch niemand kennt. Schau dir einmal die Pfalzgalerie in Kaiserslautern an. Die hatte einmal einen Schwerpunkt mit Surrealismus und dann wurden durch eine katastrophal inkompetente Berufungskommission vom Bezirksverband Pfalz Direktorinnen berufen, die nicht nur diesen Schwerpunkt ignorierten, sondern Ausstellungen nach ihren persönlichen Vorlieben machten, wie z.B. mit konstruktivistischer Minimalkunst, wo doch kaum 50 km weiter im Hack-Museum dafür eine Hochburg ist. Da muss man doch ein Kontrastprogramm bieten. Ich bin nicht für Minimalkunst sondern für Maximalkunst! Wenn man sich auf den Bereich der imaginären Kunst konzentriert kann man auch in diesem Bereich interessante Ausstellungen machen wie z.B. im letzten Jahr in Straßburg die Ausstellung mit „Alis im Wunderland“ und in Metz „Arcimboldo“. Diese einseitige Übermaß an Konstruktivismus- Minimal- Farbfeld - Ausrichtung hat mich sehr geärgert und ich habe mich dann intensiv kritisch mit dem Museumsleiterwesen auseinandergesetzt und mich immer wieder kritisch dazu geäußert, was aber ignoriert wurde. Wenn jemand eine Privatgalerie hat kann er dort zeigen was er will, aber bei einem Museum das von unseren Steuergeldern finanziert wird müssen ganz andere Kriterien her. Die Künstler die das auch kritisch sehen, sagen natürlich hierzu nichts öffentlich, weil sie Nachteile befürchten.
Als ich 1998 die Ausstellung „Der Faden der Ariadne – Phantastische Kunst“ im HERRENHOF kuratierte und sehr viele Besucher aus dem In- und Ausland kamen und über 30 000 Fernsehzuschauer 4 Stunden Phantastische Kunst in der Nacht im 3. Programm sahen, was für die Region sensationell war, so hatte ich bewiesen, dass das Publikum an dieser Kunst ein besonderes Interesse hat und diese auch sehen will! Auch das wurde wieder von der offiziellen Kunstpolitik ignoriert! 

Du hast eher kleinere Formate gemalt warum?

Das war eigentlich eine rein technische Sache Natürlich hätte ich auch gerne große Formate gemalt. Ich habe drei Bilder im Format von 200 x 250 cm gemalt, die auch in Museen ausgestellt wurden, aber der Transport war so aufwändig, dass ich mich auf kleinere Formate konzentrierte, die man auch mit dem Van transportieren kann. Wenn das Bild ca. 1m breit ist, musste ich leider immer wieder hören, dass der Interessent dafür im Haus keinen Platz hat und ich wollte keine Bilder nur fürs Lager malen. 

 

Wie bist du zur Ausstellung „Der Faden der Ariadne“ gekommen? 

Jemand, der sich mit Astrologie beschäftigte, stellte fest, dass ich ein „kollektives Bewusstsein“ habe, was mich dazu befähigt oder auch erleidet, dass ich mich immer wieder für Gruppenausstellung engagiere. Ich habe von Anfang an immer wieder Gruppenausstellungen organisiert, weil ich davon ausgehe, dass dadurch eine größere Aufmerksamkeit erzielt wird. Das war zwar für mich eine zusätzliche Arbeit, aber wenn ich es nicht machte, machte es niemand. Künstler sind eben sehr ich-bezogen!
    Es muss um 1993 gewesen sein, als ich und mehrere Phantasten sich bei dem Verleger Theo Rommerskirchen und der Galeristin Rosemarie Bassi in der Galerie Villa Rolandseck in Rolandseck trafen und vereinbarten, 1994 die Ausstellung TREASURES OF MORPHEUS zu machen und das ZENTRUM DER PHANTASTISCHEN KÜNSTE zu gründen. Hierzu kamen über 50 Künstler, Galeristen, Politiker und Schriftsteller aus ganz Europa zusammen. Hauptsächlich durch die Initiative von Rosemarie Bassi gab es dann jedes Jahr dort eine große             Phantastenausstellung, wobei 1994 in Venedig auch die internationale Ausstellung „Du Fantastique Au Visionnaire“ zustande kam, bei der sich Phantasten und Galerien aus ganz Europa beteiligten.
Nachdem Rosemarie Bassi aus Gesundheitsgründen diese Treffen nicht mehr in ihrer Galerie machen konnte, haben Roman Hocke und ich „LABYRITHE – Gesellschaft für phantastische und visionäre Künste e. V. “ gegründet und Fritz Hörauf kam später als 3. Vorsitzender dazu. 

Wer sind Roman Hocke und Fritz Hörauf?

Roman Hocke arbeitete damals im Thienemann- Weitbrecht- Verlag in Stuttgart und ist heute Leiter einer Projektagentur (München, Berlin, Rom), in der er über 100 Schriftsteller vertritt. Er ist der Sohn des Schriftstellers und Kulturhistorikers Prof. Dr. Gustav René Hocke (1908 – 1985), der besonders durch sein Buch „Die Welt als Labyrinth“ bekannt wurde und der auch über mich und andere Phantasten Texte und Monografien geschrieben hat. Außerdem ist Roman Hocke Miterbe von Michael- und Edgar Ende. Fritz Hörauf ist Maler und Kunsthistoriker in München und war Schüler von Mac Zimmermann. Er hatte die Ausstellung „Zwischen den Welten“ 2010 in Eggenfelden organisiert. Eigentlich ging es uns darum, dass es ein Netzwerk zwischen allen Phantasten gibt und endlich die Phantastische Kunst ein eigenes Museum mit Bibliothek und Dokumentationsräumen bekommt. Das hatte 2004 auch der Kunsthistoriker Schmoll gen. Eisenwerth (1934-2019) in seinem Text „Phantasten“ gefordert. Nach einer Statistik sind Ausstellungen mit Surrealismus und Phantastischer Kunst die meist besuchten Ausstellungen. In der Bretagne gibt es das Privatmuseum „NAIA – LE MUSEE DES ARTS DE L´IMAGINAIRE“ das jedes Jahr eine neue Ausstellung von 70 Künstlern mit 200 Werken zeigt, mit der Tendenz zur Fantasy, was auch zu den Mythen der Bretagne passt und ich war von der hohen Qualität der dort gezeigten Werke begeistert!
Durch meine Kontakte zum Kulturzentrum HERRENHOF Neustadt-Mußbach war es mir möglich 1998 in Zusammenarbeit dem dem SWF, dem Kultusministerium Rheinland-Pfalz und der ev. Kirche eine umfassende Ausstellung „Der Faden der Ariadne“ mit ca. 350 Kunstwerken in 3 Häusern in einer eigenen Ausstellungsarchitektur zu organisieren, mit einem großen Beiprogramm, die gewaltiges Aufsehen erzeugte. So wie diese Ausstellung sollte ein zukünftiges Museum der Phantastischen Kunst aussehen.
    Danach folgten weitere Ausstellungen in Berlin, Iserlohn, Garmisch, Figueras, Paris, Schloß Riegersburg (Österreich) usw. Was ich hier berichte sind ein Teil von den Aktivitäten, die leider bisher nirgends dokumentarisch veröffentlicht wurden, außer teilweise in meinen „Memoiren eines Phantasten“. Das waren keine geschlossenen Gruppenausstellungen, sondern diese setzten sich immer wieder, je nach Möglichkeit, aus unterschiedlichen Phantasten zusammen. Historisch gesehen, war das einzigartig bisher in Deutschland und darüber hinaus.

Später hattest Du im HERRENOF die Biennale „art-imaginär“ gemacht. Wie kam es dazu?

Für die Ausstellung „Der Faden der Ariadne“ hatten wir den SWF als Hauptsponsor, der weg fiel, weil Gustav Adolf Bähr als Chef der Kulturabteilung des SWF in Pension ging und der SWF umstrukturiert wurde. Dadurch fehlte uns ein Sponsor und ich mußte eine Möglichkeit finden, dass wir trotzdem hochinteressante Phantastenausstellungen dort machen konnten.
Bei der Ausstellung „Der Faden der Ariadne“ hatten wir den Dali- Enthusiasten Roger Erasmy aus Luxemburg gebürtig und in Südfrankreich lebend, zu einem Dali-Vortrag eingeladen. Er machte im Raum Figueras und Perpignon Ausstellungen mit phantastischen Künstler der Region, wobei Dali immer im Mittelpunkt stehen mußte, sowie der Dali-Waggon von Perpignan. Er war von der Ausstellung im HERRENHOF so begeistert, dass er mit uns zusammen eine Ausstellung in Figueras organisierte, wo wir vom HERRENHOF mit ca. 50 Personen in einem Reisebus auch hinfuhren. Außerdem plante Erasmy in der Galerie der Staatsbank in Luxemburg eine weitere große Ausstellung, die nicht zustand kam. Zum 100.Geburtstag von Dali 2004 organisierte er dann in Frankreich nicht nur Phantastenausstellungen, sondern bildete auch daraus gleich eine Phantastengruppe unter dem Namen „Dalis Erben“, mit Themenvorgaben und verfasste dazu ein Manifest. Obwohl in manchen Veröffentlichungen fälschlicherweise geschrieben wurde, dass er Kunsthistoriker sei, so hatte Erasmy von Kunstgeschichte keine Ahnung, dafür kannte er das Leben von Dali bis ins kleinste Detail das er teils geschönt uminterpretierte. Dann mußten die Phantasten einen Preisträger unter sich auswählen, der so etwas ähnliches wie eine Dali- Emaille- Plakette bekam, die geradezu zur Polemik provozierte. Da Erasmy einmal eine Touristenzeitung heraus gab und etwas mit Werbung vertraut war, kamen ihm ständig neue „spektakuläre“ Werbeideen, die nicht immer unseren Beifall fanden. Nun sollten plötzlich alle Phantasten die Erben von Dali sein und damit trat er als Konkurrenzunternehmen gegen LABYRINTHE auf, wobei einmal wieder eine ganze Reihe von Phantasten unkritisch auf dieser Sache aufsprangen.
Während wir versuchten die phantastische Kunst als eine historische Konstante über die Jahrhunderte darzustellen, wie das Gustav René Hocke in seiner Veröffentlichungen im Bereich des Neomanierismus gemacht hat, brachte Erasmy das alles mit seinem Dalirium durcheinander. Dies wurde endlich dann gestoppt, als 1915 Erasmy überraschend gestorben ist. 

Was hattet ihr gegen dieses Dalirium unternommen?


Durch Gustav Adolf Bähr, dem ehemalige Chef der Kulturabteilung des SWF und Leiter des HERRENHOFS war mir die einzigartige Möglichkeit gegeben, dort die internationale Biennale „art-imaginär“ zu organisieren, wozu ich eine eigene Ausstellungsarchitektur entwarf und wo ich das ganze Spektrum der Phantastischen Kunst von Piranesi bis heute darzustellen versuchte. Ich machte deutlich, dass mit dem Tod von André Breton 1966 der Surrealismus nicht beendet war, sondern dass zumindest die surrealistisch - phantastische Kunst wie ein Vulkan immer wieder nach gewissen Pausen mit großem Getöse ausbricht. Man kann wohl sagen, dass dies eine der aufwendigsten, aber auch erfolgreichsten Ausstellungen eines Kunstvereins von Rheinland-Pfalz war. Hierzu gab es im HERRENHOF auch parallel oder zwischenzeitlich Sonderausstellungen und Veranstaltungen, auch große Einzelausstellungen wie von Edgar Ende, Hörauf, Ohlhäuser, Ernst Fuchs, Arik Brauer, Steam-Punk- Kunstwerke, von mir und anderen.

Machst du die „art-imaginär“ Ausstellung noch?

Ich hatte schon eine große Surrealistenausstellung mit Grafiken von Klassikern aus einer der größten Privatsammlungen in diesem Bereich für 2020 in Planung die ich dann wegen Corona absagen mußte. Wie ich schon sagte, diese Ausstellungen waren sehr aufwendig und man kann sagen, dass, wenn eine Ausstellung zu Ende war, ich schon wieder die nächste Ausstellung in zwei Jahren in Planung hatte. Ich stand wegen dieser Ausstellung eigentlich ständig unter Strom. Dabei mußte ich bei der Auswahl die ganze Phantastenszene und Leihgeber im Blick haben. Da Gustav Adolf Bähr leider 2020 starb, gab es einen neuen Vorstand und da organisierten Mitglieder vom Ausstellungsaufbaupersonal plötzlich an mir vorbei nicht nur eine Ausstellung von einer Phantastengruppe, sondern als wir von LABYRINTHE dagegen protestierten, dass hier unsere jahrelange Arbeit ignoriert wurde, wurde so gemacht, als würde man uns nicht mehr brauchen und man werde selbst diese Ausstellungen weiter organisieren. Hierzu muß man sagen, dass ich fast 20 Jahre lang diese Ausstellung organisierte und dazu eine große Vorarbeit geleistet hatte, zumal durch mein großes persönliche Engagement diese Künstler und Werke von Leihgebern in den HERRENHOF transportiert wurden. Da diese Gruppenausstellung an mir vorbei aufgebaut und dann wegen Corona umgehend geschlossen werden mußte, wie auch der neue Vorsitzende sich unmöglich benommen hatte, endete das Ganze im Desaster und das Ausstellungsteam ist zurück getreten. Inzwischen sind leider eine ganze Reihe von Phantasten gestorben und im HERRENHOF gibt es ein neues Ausstellungsteam, sodaß alles für eine weitere „art-imaginär“ Ausstellung neu aufgebaut werden müßte, was beträchtlich viel Zeit und Energie kosten würde, die ich dafür nicht habe.

Du hast zu mir gesagt, dass du trotzdem noch eine „art-imaginär“-Ausstellung machen möchtest.

Ja und zwar anlässlich meines 75. Geburtstages will ich, neben meinen neuesten Werken in unserer Galerie in Billigheim-Ingenheim in der Südpfalz im Juni, Juli und August eine art-imaginär-Ausstellung mit über 60 Künstlern, Schriftstellern, Kunsthistorikern machen, zumal ich auch die Rechte am Titel habe. Von einer Reihe von Kollegen die sich an der art-imaginär beteiligt haben, habe ich Bilder, Plastiken, signierte Bücher, Kataloge und Dokumente gekauft, getauscht, gesammelt oder geschenkt bekommen. Außerdem besteht unsere Galerie Culmann 45 Jahre, vor 10 Jahren begann ich mit dem Errichten von CULMANNS TRAUMGARTEN, in diesem Jahr ist das 100jährige Jubiläum der Herausgabe des 1. Surrealistischen Manifestes in Paris, das 30jährige Jubiläum der phantastischen Initiative in Rolandseck und nachträglich das 25 jährige Bestehen von LABYRINTHE - Gesellschaft für phantastische und visionäre Künste e.V..

Du hast  2014 mit dem Bau von  CULMANNS TRAUMGARTEN begonnen und 2015 parallel zur Landesgartenschau  eröffnet.

Ich habe mich immer für die Außenseiterkünstler interessiert, das sind Leute, die meist kein Kunststudium gemacht haben, aber aus einem inneren Antrieb zu großartigen Kunstwerken fähig sind. In der Malerei muß man Henry Rousseau mit seinen grandiosen Urwäldern nennen. Aber es gibt weit mehr, die z.B. Dubuffet in Frankreich unter dem Begriff „art brut“ gesammelt und ausgestellt hat und die sich heute in der „Collection l´ Art Brut“ in Lausanne befindet. Ich habe mich dann auf die Außenseiter-Architektur konzentriert und hierbei muß man die Namen Gaudi, Hundertwasser, Niki de Saint Phalle und den Briefträger Ferdinand Cheval nennen, der ein wundervolles „Palais ideal“. aus Flußsteinen und Zement in 30 Jahren gebaut hat. Da habe ich eigentlich auch angeknüpft. Ich habe auch eine ganze Reihe dieser Bauwerke besucht und die Künstler soweit sie noch lebten kennen gelernt

Was war der Auslöser für deinen Garten? , 

Die Stadt Landau plante für 2015 die Landesgartenschau und die Künstler sollten dafür Vorschlage machen. Ich hatte Pläne gemacht und ein Modell gebaut und als ich merkte, dass kein Interesse bestand, beschloss ich meine eigene Gartenschau zu machen und das war das beste was ich machen konnte, denn dadurch haben wir inzwischen jedes Jahr bei uns eine Gartenschau und wir hatten bisher sehr viele Besucher aus der ganzen Welt! Weitere Informationen über mich findet man in meine Buch „Memoiren eines Phantasten“.