„art-imaginär 09” - Interview mit dem Kurator Otfried H. Culmann

„art-imaginär 09 – phantastische und visionäre Kunst"
Ausstellungszeitraum: 27.Sept. bis 25. Okt. 09
Ausstellungsort: Kulturzentrum HERRENHOF- Neustadt-Mußbach

 

Interview mit dem Kurator der „art-imaginär 09“ Otfried Culmann

LABYRINTHE: Wie sieht die Organisation dieser Ausstellung aus? 

Culmann: Dies ist die dritte große, internationale Ausstellung mit Phantastischer Kunst, die vom HERRENHOF gezeigt wird. Ich muss immer wieder betonen, dass die Organisation dieser großen Ausstellung eine Magical Mystery Tour für mich ist, denn ich beginne schon ein Jahr vorher mit einer Künstlerwunschliste, doch weiß ich erst am Schluss, was dabei heraus kommt. Da ich auf Leihgaben von Künstler, Erben und Sammler angewiesen bin, verändert sich die Ausstellungsplanung über Monate immer wieder, weil ich von manchen Künstlern nur bestimmte, oder aus technischen Gründen keine Bilder bekommen kann. Wir haben auch weit mehr Anmeldungen von Künstler die wir aus Platzgründen nicht alle zeigen können. Manchmal ist das auch ein Transportproblem, weil der Weg zu weit ist. Viele Künstler bringen ihre Bilder selbst, aber in bestimmten Fällen bin ich auch 2-3 Tage mit dem Transporter unterwegs um Bilder zu holen. Ich arbeite also nicht nur theoretisch an der Konzeption, sondern bin auch tagelang aktiv beim Transport beteiligt. Ganz davon abgesehen, dass ich dann auch noch jeden Sonntag Führungen durch die Ausstellung mache. Man braucht dazu schon einen gewissen Grad der Besessenheit! Schon der Vorlauf der Ausstellung ist spannend, zumal ein Tag vor Eröffnung Künstler aus dem Ausland ihre Bilder bringen, von denen man nicht verlangen kann, dass sie deshalb extra Tage vorher kommen. Für den HERRENHOF ist diese Ausstellung schon in mehrfacher Hinsicht eine Herausforderung und zum Glück hat dieser ein eingespieltes, hervorragendes Team, das bisher alles bis zur letzten Minute in die Reihe gebracht hat. Aber ich bin bisher doch immer sehr überrascht, welch wundervolle Ausstellungen wir zustande gebrachten haben und unsere Ausstellungsbesucher, die ja oft auch von sehr weit zu uns kommen, waren da immer hellauf begeistert.

LABYRINTHE: Die erste Ausstellung hatte den Titel: „ Der Faden der Ariadne – phantastische und visionäre Kunst“ und nun haben Sie der Ausstellung den Titel „art-imaginär – phantastische und visionäre Kunst“ gegeben, hat das einen Grund?

Culmann: Der erste Titel war sicher poetischer und die Ausstellung war auch architektonisch wie ein Labyrinth von Bühnenbildnern des SWF nach meinen Plänen aufgebaut worden und in seinem Zentrum stand in einer Kammer auch der Minotaurus von Gernot Rumpf. Auch hatten wir eine ganze Reihe Bilder, die einen Bezug zum Labyrinth und zur Ariadne hatten, deren Faden auch tatsächlich auf dem Boden durch das Labyrinth verlief. Hierbei war der Begriff „Labyrinth“ sowohl real, wie auch im übertragenen Sinne gemeint, als manieristischer Gedanke nach Gustav René Hocke „Die Welt als Labyrinth“ im Bereicht der phantastischen Kunst. Nachdem wir beschlossen hatten, diese Ausstellung als Biennale weiter zu führen, wollte ich für die ganze Ausstellungsserie einen neutraleren Begriff und ich habe „art-imaginär – phantastische und visionäre Kunst“ gewählt. „Imaginär”, damit ist ein anschauliches Denken gemeint, es sind In-Bilder, Bilder die aus der Phantasie, aus der Vorstellungswelt des Künstlers kommen. Um das noch etwas genauer zu definieren, sollten diese aus einem phantastischen und visionären Bereich kommen, also weiter gehen, wie eine realistische Vorstellung.

LABYRINTHE: Gibt es bei der „art-imaginär 09“ so etwas wie eine Konzeption?

Culmann: Die Ausstellung hat drei Schwerpunkte: 1. die Präsentation Phantastischer Künstler in der Kunsthalle. 2. Die Sammlung Westermann und 3. die Sonderausstellung Woldemar Winkler. In der Kunsthalle zeigen wir wieder Klassiker der Phantastischen Kunst wie, Edgar Ende, Dali und Edgar Jené und andere.

LABYRINTHE: Edgar Jené kam doch aus Saarbrücken?

Culmann: Edgar Jené wurde 1904 in Saarbrücken geboren, im gleichen Jahr wie Dali. Jené war um 1930 in Paris mit den Manifesten der Surrealisten in Kontakt gekommen und besaß später eine umfangreiche Bibliothek über den Surrealismus. Um 1935 ging Jené nach Wien, wo er eine wichtige Rolle im Kunstgeschehen spielte, weil er die Künstler mit den surrealistischen Manifesten bekannt machte, und weil er nach 1945 bei der Herausgabe von Kunstzeitschriften aktiv war. Er gründetet dort eine surrealistischen Gruppe und gehört zu den Vätern der „Wiener Schule des phantastischen Realismus“. Um 1951 ist er André Breton in Paris persönlich begegnet und hat sich mit ihm angefreundet. Auch stellte er mit den Surrealisten aus. Jené hatte auch viele Kontakt in die Pfalz und in der Pfalzgalerie 1965 eine Ausstellung. Ich habe Jené um 1967 noch als Schüler der Meisterschule in Kaiserslautern kennengelernt und mit ihm zusammen Radierungen gedruckt. Später habe ich ihn auch in Burgund mehrmals besucht.

LABYRINTHE: Hatte Edgar Ende auch Kontakt zu den Surrealisten?

Culmann: Edgar Ende kam eher von der Malerei eines Marees und er soll erst spät nach 1945 Kontakt zu Surrealisten in Paris gehabt haben. Man muss ja schon mit Erstaunen feststellen, dass Edgar Ende ab 1922 surrealistische Bilder malte. Es ist also nicht so, wie manche meinen, dass sich Edgar Ende bei den Surrealisten orientiert hätte. Ich möchte Edgar Ende fast gleichrangig mit René Magritte setzen, nur dass Edgar Ende nach 1950 das Pech hatte, dass die abstakte Kunst so dominant war, dass er leider nie die nationale und internationale Bekanntheit eines Magritte bekommen konnte. Edgar Endes Bilder sind von den Farben her bewusst eher düster vom „Nordmeer” geprägt, wie man sagte und in dieser Hinsicht war Magritte weit zugänglicher. Sein Sohn Michael Ende gehörte übrigens zu den Initiatoren unserer Phantastenbewegung die sich heute LABYRINTHE- Gesellschaft für phantastische und visionäre Künste nennt.

LABYRINTHE: Können Sie unseren Lesern hierzu etwas mehr sagen?

Culmann: LABYRINTHE ist keine Künstlergruppe, sondern stellt eher ein kommunikatives Netzwerk zwischen den Phantasten her und zum innersten Kreis gehören zur Zeit Roman Hocke, Fritz Hörauf und ich. Ursprünglich begann alles nach 1995 im „Zentrum der phantastischen Künste“ in Rolandseck, wo sich über 50 Künstler, Verleger, Schriftsteller, Politiker, Galeristen mehrfach trafen um gemeinsame Ausstellungen und Aktionen im Bereich der Phantastischen Kunst zu planen und zu realisieren. Wir wollten endlich weg von den Kleinausstellungen mit fünf oder sechs Künstlern. Es sollte endlich das ganze Spektrum der Phantastischen Kunst bei großen Ausstellungen gezeigt und nationale, wie internationale Kontakte ausgebaut werden. Klassiker des Surrealismus sollten mit zeitgenössischen Phantasten ausgestellt werden um deutlich zu machen, dass die Phantastische Kunst nicht wie andere Kunsttendenzen eine kurze Modeerscheinungen ist, sondern, dass die Phantastische Kunst eine Konstante in der Kunstgeschichte ist. Um dies alles richtig darstellen zu können, benötigt man entsprechend große Räume und engagierte Leute welche uns dabei behilflich sind und darin ist der HERRENHOF einsame Spitze!

LABYRINTHE: In der Sonderausstellung zeigen Sie Prof. Woldemar Winkler

Culmann: Woldemar Winkler muss man zu den Klassikern der Phantastischen Kunst in Deutschland rechnen. Er ist erst 2004 mit 102 Jahren gestorben und sein Werk wurde bisher noch nicht in Rheinland-Pfalz gezeigt. Winkler ist bei Dresden geboren, wo er auch auf die Akademie ging. Nach dem Krieg zog er nach Gütersloh und hatte danach verschiedene Dozentenstellen in Bonn, Paderborn und eine Professur in Münster. Da er auch in Südfrankreich arbeitete, war sein Werk dort bekannter wie bei uns und Max Ernst, den er dort traf, hatte sich dazu sehr anerkennend geäußert. Später hatte er auch einen zweiten Wohnsitz in Spanien. Das Haus steht heute Stipendiaten zur Verfügung und die Sparkasse Gütersloh hat zur Erforschung und Verbreitung seines Werkes die Woldemar Winkler-Stiftung gegründet und schreibt einen Kunstpreis aus.

LABYRINTHE: Neben Ernst Fuchs, der ja inzwischen zu den Klassikern der Wiener Schule des phantastischen Realismus gehört, zeigen Sie auch Joachim Geissler-Kasmekat und Prinz Nicolaus zu Bentheim

Culmann: Ernst Fuchs gehört ja zu den Phantasten, die sich seit Jahren für Großveranstaltungen mit Phantastischer Kunst und für ein Museum einsetzen. Von ihm wird der HERRENHOF 2010 zum 80. Geburtstag eine große Ausstellung zeigen. Joachim Geissler-Kasmekat war der Kopf der Heidelberger Phantastengruppe. Sein Werk werden wir voraussichtlich auch bei einer Sonderausstellung zeigen. Zu dieser Gruppe gehört Elke Wassmann mit ihrem Aufmarsch geheimnisvoller Gestalten und zum weiteren Heidelberger Umfeld gehören Joe Hackbart, von dem wir bei der letzten „art-imaginär 07“ eine Sonderausstellung zeigten sowie Wolfgang Ohlhäuser, der uns in einer sehr subtilen Maltechnik eine exotische Traumwelt vor unser Auge zaubert. Nicolaus zu Bentheim ist für uns eine Sensation, da man sein Werk bis vor einigen Jahren überhaupt nicht in Deutschland kannte. Er kommt aus Westfahlen, wo er 1925 geboren wurde. Einen großen Teil seines Lebens hat er aber in Rom verbracht. 2008 zeigte der Kunstverein Gütersloh eine umfassende Ausstellung von seinem Werk. Eine weitere Sonderausstellung ist die Sammlung Westermann. Westermann hat über Jahrzehnte Boxen hergestellt und diese von Künstlern bearbeiten lassen. Hierbei sind auch eine ganze Reihe Boxen von Phantasten, teils auch mit Selbstportraits kombiniert. Alleine diese Sammlung mit Phantasten umfasst ca. 50 Künstler.

LABYRINTHE: Sie haben auch eine ganze Reihe von Künstler aus dem Ausland eingeladen

Culmann: Aus Wien kommen fünf Künstler: Ernst Steiner steigt in einen ganz rätselhaften inneren Erdteil hinab, zu den Archetypen und Peter Gric zeigt uns einen archaisch-futuristischen Wüstenplaneten mit gigantischen Architekturen. Mit entsprechenden Computerprogrammen lässt er labyrinthische Städte entstehen, die er in seine Malerei überträgt. Cornelia Simon scheint in ihren Bildern persönliche Erinnerungen mit Traumerinnerungen zu verbinden und in WESSI Benderlieva-Karlhofers Bilder schlägt uns eine Dynamik und Energie entgegen, die uns bei ihrer körperlichen Zierlichkeit Rätsel aufgibt und die sie nur aus einem kosmischen Raum bekommen kann. Karl Korab zeigt uns auf seinen Bilder phantastische Stilleben die oft in Landschaften übergehen.

Aus Frankreich, aus Burgund kommt Lukas Kandl mit suggestiven Erscheinungen in einer pechschwarzen Nacht. Er organisiert nebenbei Ausstellungen der internationalen Phantastengruppe „Libellule“. Ebenfalls aus Frankreich, aus der Nähe von Perpignon kommt Veronika Hagen, die lange in Rheinland-Pfalz gewohnt hat. Sie war schon 1985 bei der Ausstellung und dem Fernsehfilm von Eberhard Schulz bei den „Erben des Hieronymus Bosch“ beteiligt und malt Landschaften mit gigantischen fantastischen Pflanzen. Ein ganz grandioser Maler ist der aus Mordovien, aus dem Wolgabecken kommende und in Prag lebende Viktor Safonskin. Mit einer maltechnischen Meisterschaft des surrealistischen Manierismus versteht er es Figuren zu verfremden und in irrwitzige Kämpfe oder Begegnungen zu verstricken. Von Bruno Weber aus Zürich hatten wir schon bei der Ausstellung „Der Faden der Ariadne” mit mehreren faszinierenden Vogelstuhlobjekten, sowie eine Fotodokumentation über seinen „Weinrebenpark” mit gigantischen Betonfiguren. Man muss hier ausdrücklich betonen, dass ihm der Kanton Aargau eine Million Franken und 600 000 Franken in Sachwerten für den weiteren Ausbau seines Figurenparkes zur Verfügung gestellt hat, was deutlich macht, dass ein Phantast nach Jahrzehnten des Kampfes mit den Behörden, immerhin jetzt in seiner künstlerischen Bedeutung anerkannt und sein Park jetzt zum schweizer, nationalen Kulturgut erklärt worden ist!

Mit den Dimensionen der Realität spielt Utz Arnoldi aus Berlin und Max von Moos aus Luzern ist ein surrealistischer Klassiker aus der Schweiz, von dem das Rheinische Landesmuseum in Bonn 1984 ein große Ausstellung zeigte, die nach München und Wien weiter ging. Dieter Peukert aus Wiesbaden ist eine Meister in der Inszenierung von Bühnenbildern. Indem er farbige Buddhas tanzen lässt, kommt die Figur des Buddha in einen Spannungsbogen, der ins Phantastische hinüberreicht.

Der in Darmstadt lebende Italiener Doremi ist eine Zauberer. Er beschwört die Puppenstuben der Kindheit herauf, in denen er aber farbenprächtige, rätselhafte und amouröse Geschichten für Erwachsene inszeniert. Ebenfalls aus Italien kommt der Plastiker Piero Strada, mit mythologischen Figuren und aus der Pfalz sind wieder Herrmann Hoormann, Helmut Neukirch und Otfried Culmann vertreten. Ebenfalls wie bei der letzten „art-imaginär 07” sind Fritz Hörauf und Tamara Ralis aus München, Klaus Dieter Hentschel aus Konstanz, Michael Engelhardt aus Erlangen und Bernhard Apfel aus Leimen an der Ausstellung beteiligt. Mit einer „ewig Träumenden“ , einer liegenden Frauenfigur, erinnere ich an die Ausstellungen der Surrealisten, bei denen diese als Kannibalisten-Festmahlzeit diente. Weitere neue Phantasten in der Ausstellung sind Wolfgang Harms aus Nürnberg, ein Maler der sich sehr intensiv mit Trompe-L´oeil-Wandgestaltung befasst hat und der es meisterlich versteht, kahle Wände zu faszinierenden, illusionistischen Welten zu verwandeln. Friedrich Gross, ein Künstler aus Lüneburg, der oft Monate an Buntstiftzeichnungen sitzt und dabei Visionen im Stil eines in der Extasse sich befindenden Manierismus realisiert. Siegfried Zademak kommt von Bremen und er ist ein Philosoph mit glasklaren, optischen Intuitionen.

LABYRINTHE: Wie wir gelesen haben, werden Sie in der Ausstellung auch Charles Frederic Soehnée vorstellen, der ja in Landau in der Pfalz 1789 geboren ist.

Culmann: Ja, Charles Frederic Soehnée habe ich zufällig bei den Vorbereitungen zur „art-imaginär 09” auf einer französischen Webseite im Internet entdeckt. Das war schon eine Sensation, weil er weder in der pfälzischen, noch sonst einer Kunstgeschichte bisher verzeichnet war, da man seine Aquarellzeichnungen erst vor wenigen Jahren in Paris entdeckte und dort ausstellte. Ich habe versucht, ihn zumindest im deutschsprachigen Raum bekannt zu machen. Charles Frederic Soehnée ist leider nur mit einer Kopie in der Ausstellung vertreten, denn die Originale befinden sich in Paris und deren Spitzenwert liegt zur Zeit bei 20 000 Euro. Der Transport zu unserer Ausstellung ist mir zu kompliziert. Mir ist es aber wichtig, dass er als früher Phantast aus der Pfalz, der in Paris lebte, bei unserer Ausstellung vertreten ist.

LABYRINTHE: Wie sieht die Eröffnung aus?

Culmann: Bei der Eröffnung wird Tine Duffing & Cocoon eine surrealistische Performance mit lebenden Skulpturen zeigen, Clemens Joeckle, der Leiter der Städtischen Galerie Speyer wird über die Phant. Kunst und der Herausgeber des Lexikon der Phant. Künstler Gerhard Habarta aus Österreich wird zum Thema „Das Universum ist größer.“ sprechen. Ich glaube, dass wir damit schon eine ganze Menge präsentieren.

LABYRINTHE: Dem kann man nur zustimmen! Welche weiteren Pläne haben Sie mit der „art-imaginär” und wie sieht es mit dem Phantastischen Museum aus?

Culmann: Vom Platz her überlegen wir, ob wie nicht im HERRENHOF zusätzlich wieder wie bei der Ausstellungen „Der Faden der Ariadne” die Räume der Villa oder auch den großen Festsaal miteinbeziehen sollen, um die einzelnen Künstler noch besser präsentieren zu können. Wichtig wäre es auch phantastische Künstler aus Holland in unsere Ausstellung zu bekommen, die man bei uns nicht kennt und wo er viele gibt. Auch in Italien und Frankreich gibt es wundervolle Phantasten die wir unbedingt auch zeigen müssen. Durch das soeben erschienene „Lexikon der phantastischen Künstler“ mit fast 1200 Einträgen wird erst deutlich, wie viele Künstler es in diesem Bereich gibt und für die es bisher kein Museum oder eine Institution gibt welche die Phantastische Kunst kunstwissenschaftlich aufarbeitet, Dokumente sammelt und in einem spezifischen Museum präsentiert. Der Kunsttheoretiker und Manierismus-Experte Gustav René Hocke hatte das schon vor vielen Jahren immer wieder beklagt, weil damit eine Kunstgebärde unterschlagen und die Bedeutung dieser Kunst nicht ins richtige Licht gesetzt wird. Wenn man bedenkt welchen Erfolg z.B. „die Wiener Schule des phantastischen Realismus” weltweit hatte, aber man von diesen nicht ein Bild in unseren Museen findet, aber jede Menge an Kunst für das sich nur ein Minimum der Museumsbesucher interessieren, dann muss man schon von einer gravierenden Manipulation sprechen. Ich sage ihnen, wenn es ein „Museum der phantastischen Kunst” am richtigen Ort und mit der richtigen Leitung gibt, wird das so viele Besucher haben, dass es bald auch andere ähnliche Museen geben wird, dem die anderen Museen mit ihrer Epidemie an konkreten und konstruktivistischen Kunst nur noch hinterher schauen werden. Wir haben zwar Phantasten, welche schon ihr eigenes Privatmuseum haben, wie Ernst Fuchs, oder H.R.Giger, aber alle Museen für die phantastische Kunst in Wien, Holland, Australien und bei uns sind leider immer noch im Planungsstadium. Es wurden uns zwar auch schon Gebäude und Hallen angeboten, doch standen diese am falschen Ort. Denn ein solches Museum muß an einem ganz spezifischen Ort stehen, damit viele Leute hin kommen und man auch den Tourismus miteinbeziehen kann.

LABYRINTHE: Haben Sie schon konkrete Vorstellungen wo das sein könnte?

Culmann: Die Lage müsste so sein wie die Villa Ludwigshöhe oder der Leinweiler Hof in der Südpfalz d.h. am Rande der Haardt und schon von weitem sichtbar, mit Wanderwegen in den Pfälzer Wald mit phantastischen Figuren und vor dem Museum Wasserspiele, welche den ganze Berg hinab gehen, sodass die Leute schon wegen der ganzen architektonischen Anlage gerne hin kommen. Ich habe mir in Frankreich solche Bauten von „Außenseiterkünstlern” wie Ferdinand Cheval, Jaques Warninski, Danielle Jacqui oder Robert Tatin angesehen und dort kommen die Besucher Busseweise angefahren. Das sind oft Leute, die nie in ein Museum der zeitgenössischen Kunst gehen und wenn, dann vielleicht nur einmal und dann nie wieder. Manche Museumsleitungen meinen, die ganze Welt müsse sich für ihre Kunstkonzeption interessieren und der welche sich nicht dafür interessiert hat eben Pech gehabt. Man schließt einfach ganz arrogant einen großen Teil der Bevölkerung aus. Diese „Kunst für Kinder“- Aktionen an den Museen ist reiner Aktionismus, in der Hoffnung später ein wenig Fußvolk zu haben. Wenn sie heute sehen, welchen hohen Stellenwert die Phantastik bei der Literatur ( „Die Unendliche Geschichte“, „Herr der Ringe“, die ganze Fantasy- Literatur wie von Hohlbein u.v.a.) oder beim Film („Aliens“, „Fellini 8 ½“ u.v.a.) haben, die dort keiner spezifischen Kunst-Kongregation unterliegen und welchen geringen Stellenwert die Phantastische Kunst bei den Museen heute einnimmt, dann stimmt doch da etwas nicht. Dali-, Max Ernst-Ausstellungen, die surrealistische Klassiker, aber auch zeitgenössische Phantasten bringen Besucherrekorde. Bei der aktuellen Phantastischen Kunst werden die Künstler wie zu „spät Gekommene” hingestellt, aber für die ganzen Mondrian- und Farbfeldepigonen hat man reichlich Platz, da fehlt jedes kritische Bewusstsein. Das was ich im HERRENHOF mache, ist der Versuch einen ganz anderen Weg zu gehen – mit den wenigen Mitteln die uns zur Verfügung stehen. Das erinnert mich an den wundervollen Beatles-Film von Heinz Edelmann „Yallow submarine“ , wo die Blaumiesen die ganze Welt der Phantasie zerstören und monochrom machen. Und damit möchte ich an den Anfang unseres Interviews auf den Begriff Magical Mystery Tour zurück kommen, der ja auch ein Schallplattentitel der Beatles ist. Auf dieser Magical Mystery Tour bei der „art-imaginär 09” werden wir wieder eine große Portion Phantasie in die Welt bringen!

LABYRINTHE: Ich kann Ihnen versichern, dass sich jetzt schon Viele darauf freuen werden und wir wünschen der nächsten „art-imaginär” viel Erfolg!